Lorenz Rohr - Heimatdichter aus Venningen
Aus dem "Deutsches Text Archiv", University of Chicago
Rohr, Lorenz, geb. am 15. Aug. 1846 zu Venningen in der Rheinpfalz als Sohn von Ackersleuten, besuchte die Lateinschule in Edenkoben, absolvierte das humanistische Gymnasium in Speyer und bezog die Universität München, wo er Philologie studierte.
1869 ging er nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika, wo er bis 1872 als Lehrer tätig war, kehrte dann auf zwei Jahre nach Deutschland zurück, um in Tübingen und München Naturwissenschaften zu studieren, und nahm danach seine Lehrtätigkeit in der Neuen Welt wieder auf. Bis 1881 wirkte er als Sprachlehrer in den Staaten Neuyork, Massachusetts, New Jersey, Tenessee, Kentucky und indiana. Dann widmete er sich der deutschen Journalistik, war drei Jahre lang Chefredakteur der „Kansas Freie Presse“ zu Laavenworth u. seit Juni 1884 in gleicher Eigenschaft am „Evansville Demokrat“ in Evansville, Indiana, tätig. Er starb im Nov. 1902.
Aus: Brümmer, Franz - Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart [1913] Leipzig
Lorenz Rohr wurde am 15. August 1846 in Venningen geboren. Er wanderte 1874 im Alter von 28 Jahren nach Amerika aus, um dort sein Glück zu versuchen. In seiner neuen Heimat war er u.a. als Sprachlehrer tätig und später Chefredakteur bei der Zeitung "Evansville Demokrat". In Venningen wurde am 22. Juni 1996, zum 150. Geburtstag und zum 100. Jahrestag der Herausgabe seiner in Pfälzer Mundart geschriebenen Gedichtsammlung "Zwewle, Knowloch un Marau" an seinem Geburtshaus ein Gedenkstein aufgestellt.
Lorenz Rohr starb am 28. Oktober 1902 im Alter von 56 Jahren in Evansville, im Bundesstaat Indiana in den Vereinigten Staaten von Amerika.
In einem Nachruf heißt es: „Die Stelle unseres Blattes, von der aus Herr Lorenz Rohr als dessen Chefredakteur achtzehn Jahre lang zum Publikum gesprochen hat, ist heute mit Trauerzeichen versehen, denn er, der in diesen langen Jahren in jener Stellung eine so verdienstvolle Thätigkeit entfaltete, ist gestern um die Stunde, da die Morgendämmerung dem Licht des neuen Tages wich, sanft in’s bessere Jenseits hinübergeschlummert."
In der Zeitung Evansville Demokrat ist am 29. Oktober 1902 zu lesen:
„Es ist ein Gefühl aufrichtiger Trauer, welches heute den Besitzer und die Angestellten des „Demokrat“ erfüllt, es liegt wie ein schwerer Alp auf den Gemüthern der Mitarbeiter unseres Blattes, ist doch der Stuhl im Redaktionszimmer, den seit 18 Jahren Herr Lorenz Rohr, der Chefredakteur des „Demokrat“ einnahm, leer geworden, um nie wieder von seinem Inhaber ausgefüllt zu werden, den gestern Morgen um 6 Uhr der unerbittliche Tod nach längerem Leiden vom Felde seiner langjährigen Arbeit aus der Mitte eines glücklichen Familienkreises hinweg rief in die Gefilde der Ewigkeit.
Nie mehr wird der bekannte Schritt des Verstorbenen in den Räumen des „Demokrat“ erklingen, nie mehr wird Herr Lorenz Rohr mit seinen Mitarbeitern über die Tagesfragen diskutieren, nie mehr werden seine interessanten und geistreichen Leitartikel im „Demokrat“ erscheinen, der grimme Sensenmann hat die Lippen für immer verschlossen; die Hand, die die Feder so trefflich zu führen wusste, ist im Tode erstarrt, das Herz, das so warm für alles Hohe und Schöne, das besonders für alles gut Deutsche schlug, hat seine Thätigkeit eingestellt.
Die große Dreißig, das Schlusszeichen des Zeitungsmannes, hat den letzten Platz im Lebensbuche von Lorenz Rohr eingenommen."
„… am 2. Sept. 1885, als Hr. Rohr Frl. Claire Scheller, die erst einige Jahre zuvor von Deutschland eingewandert war, vor den Altar führte und sich mit ihr zum Bunde für’s Leben vereinen ließ, zum Bunde, den jetzt die grausame Hand des Todes zerrissen hat. Der glücklichen Ehe entsprangen 5 Kinder, von denen zwei, ein Sohn und eine Tochter dem Vater in die Ewigkeit vorangingen, während die übrigen drei, Flora, Hans und Constanze, mit der Mutter, die den schweren Schlag noch kaum zu fassen vermag, den das Geschick ihnen auferlegt hat, den Tod ihres guten, lieben Vaters betrauern.
Außer den Genannten hinterlässt der Verstorbene noch seine betagte, 78 Jahre alte Mutter sowie drei Schwestern in der alten Heimat in Deutschland und eine Schwester, Frau Barbara Hund, in unserer Stadt… Von dem Verstorbenen wird jeder, der ihn gekannt hat, wenn immer sein Name erwähnt werden wird, sagen müssen: Er war ein guter Mensch. Ehre seinem Andenken."
Auf dem Friedhof „Oak Hill Cemetery“ in Evansville hat Lorenz Rohr seine letzte Ruhestätte gefunden.
Der Grabstein ist ein flacher, oben leicht gewölbter und einfacher Stein. Inschrift: "Father, Lorenz Rohr 1846 – 1902".
Sein Grab, das seiner Frau und die Gräber von drei Kindern sind noch erhalten.
Rohr's Buch Zwewle, Knowloch und Marau ist als Teil des Google Books Projekts als PDF Datei verfügbar.
